Verein für Kunst und Kultur Hüttener Berge e.V.

Künstlerinterviews


Interview mit Steffen Gneiting


Autorin: Petronella Luiting - 2018


Kannst du mal kurz erzählen wer du bist und was du machst ?


Hallo, ich bin Steffen Gneithing, ich mache keramische Einzellstücke, welche in einem mit holzbefeuerten Keramikbrennofen (Anagama) gebrannt werden.


Siehst du dich selber als Künstler oder als Kunsthandwerker?


Manchmal als Künstler und manchmal als Kunsthandwerker.


Warum bist du Künstler/Handwerker geworden?


Das hat sich so ergeben. Ich wollte mit einem Material Arbeiten, das ich noch nicht kannte. So kam ich zum Ton. Um den Ton beherrschen zu können, machte ich eine Lehre zum Töpfer. Dann ging es darum, welche Keramik will ich machen, so kam ich zum Anagama.


Oder wann war es für dich klar, dass du Künstler/Handwerker bist?


Als ich mit meiner eigenen Ware auf meinem ersten Markt präsentierte, war mir klar, jetzt bin ich Künstler/Handwerker.


Und wie bereichert es dein Leben?


Ich lebe das Leben eines Töpfers. Mit all seinen romantischen Seiten.


Für wen machst du deine Arbeiten?


Wohl hauptsächlich für mich, da ich zu wenig verkaufe.


Ist es eher Arbeit oder Spaß? Macht es dich glücklich?


Es macht sehr viel Spaß. Das Töpfern, das Brennen.


Was ist schwierig an deinem Schaffen?


Schwierig ist, die Ware zu verkaufen. Leider finden nur wenige meine Töpfe so schön, wie ich sie finde.

Und schwierig ist auch, mich nicht zu verrennen im Schaffen, nicht zu viel zu wollen Oft ist eben weniger mehr.


Was bedeutet Kunst für dich persönlich?


Kunst bedeutet für mich, aus dem Alltag auszubrechen.

Etwas zu machen, zu erschaffen, was aus mir kommt, und mich bereichert.


Kannst du beschreiben, was gute Kunst für dich ist?


Gute Kunst muss dich wegtragen können, dich zu einem neuen Level aufsteigen lassen, in eine andere Welt schauen lassen, dir eine neue Perspektive geben.


Kannst du beschreiben, was schlechte Kunst für dich ist?


Na ja, schlechte Kunst kann das halt nicht.


Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, das dich besonders beeindruckt hat?


Die Kunstwerke von H.R. Giger gefallen mir.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?


Mein Still ist wohl eher rustikal, raue Oberflächen, erdige Töne. So mag ich das, wenn meine Töpfe aussehen, als hätten sie eine Ewigkeit auf dem Meeresgrund gelegen.


Welche Erfahrungen beeinflussen deine künstlerische Arbeit?


Wohl alle Erfahrungen. Sie wirken auf meine künstlerische Arbeit ein. Manchmal fühle ich mich wie ein Katalysator, etwas wird hinzu gegeben, und dank meiner Oberfläche wandle ich es um.


Hast du deine Motive im Kopf, wenn du den Ton in die Hand nimmst?


Ja, schon. Dabei ist es nur so: Dreht der Ton mich oder drehe ich den Ton.

Außerdem lasse ich gerne auch den Zufall mitarbeiten.


Hast du ein gewisses Talent oder hast du dein Können durch Fleiß und Arbeit erlangt?


Talent hab ich bestimmt, aber ohne Übung wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. In meiner Lehre fing ich mit 3,3 kg Ton an, das Drehen auf der Töpferscheibe zu erlernen. Um diese Menge zu beherrschen, benötigte ich zwei Jahre Übung.

Mittlerweile kann ich mich beim Drehen unterhalten, so wird der Schaffensprozess zur Routine.


Bist du manchmal unsicher in deinem Schaffen?


Unsicher im Schaffen bin ich nicht, mir gefällt es ja.


Was hat deine Kreativität im Laufe der Jahre bereichert?


Bereichert hat meine Kreativität wohl die Erfahrungen, die ich gemacht habe mit Materialien (z.B. Holz, Metall, usw) oder mit Orten, Plätzen (z.B. Reisen, Wandern) und mit Lebewesen (Pflanzen, Menschen, Tiere usw.).


Bist du im Laufe der Jahre besser geworden?


Besser bin ich bestimmt geworden, aber besser als was?


Wie siehst du dein weiteres künstlerisches Schaffen, wohin geht die Reise?


Wohin die Reise geht? Ideen habe ich viele, ich werde mich von meinen Erfahrungen leiten lassen. Sie werden mich dahin bringen, wo ich hin soll.


Braucht unsere Gesellschaft die Kunst und das Kunsthandwerk?


Kunst und Kunsthandwerk sind Kreativität, und Kreativität ist Teil unserer Zivilisation. Ohne sie wären wir nur Maschinen. Also ja, wir brauchen sie.


Braucht man für das Verständnis Informationen über ihren Kontext? Oder darf es auch einfach nur schön sein?


Ja, leider. Man muss den Leuten wohl leider erzählen, was schön ist, und warum.

Ich glaub ja, die meisten verwechseln schön, also, was als schön angesehen wird, mit, was angesagt ist. Damit meine ich, was alle haben, muss ja schön sein, oder was cool ist, ist schön, oder ein Statussymbol muss ja schön sein.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass viele etwas als schön empfinden, was ihr Image aufpoliert, oder noch besser ihren Instagram Account aufwertet. Das ist dann schön. Mit schön hat das nichts zu tun.
Etwas Schönes berührt dich im Innersten, du kannst nicht erklären, warum es schön ist, dann ist es schön.

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